Herbst. Zeit der Stürme. Die Zeit, in der man sich am besten einen Gefährten oder ein Rudel suchte. Denn sobald die Herbststürme einsetzten, war der Winter nicht mehr weit. Und im Winter war der Kampf ums Überleben hart – und noch härter wenn man alleine war. Viele einzelne Wölfe begaben sich zum Herbstanfang auf die Suche nach Artgenossen, nach Gleichgesinnten, um mit ihnen gemeinsam den Winter zu überdauern. Um sich zu wärmen, sich Geschichten zu erzählen wenn man durch die Schneestürme tagelang den schützenden Unterschlupf nicht verlassen konnte, um gemeinsam in den meterhohen Schneeverwehungen zu jagen – um gemeinsam zu überleben. Und auch jetzt war es wieder so weit. Die Zeit der Stürme neigte sich bereits dem Ende zu und der Winter stand mit gefletschten Zähnen vor der Tür. Wer jetzt noch länger alleine war, der würde auch alleine bleiben…
Leise schlich Tinùviel durch den lichten Wald. Sonnenstrahlen, die sich mühsam durch die dichte Wolkenschicht kämpften, zauberten helle Flecken auf den Waldboden und erzeugten ein irritierendes Spiel von Licht und Schatten, verstärkt durch die dauernden Bewegungen der Äste über ihr. Zu dieser Jahreszeit war der Wind beinahe allgegenwärtig, mal stärker mal schwächer, aber er verschwand nie ganz. Die weiße Wölfin sah sich um. Hinter ihr verdichtete sich der Wald, schwarze Schatten lockten mit dem Versprechen von Schutz und Deckung, doch hatten gleichzeitig etwas Drohendes an sich. Vor ihr endete der Wald und weitete sich zu einem offenen, mit trockenem Gras bewachsenem Feld. In der Ferne konnte man die schwachen Umrisse einer alten Stadt ausmachen. Riesige Gebäude stachen in den Himmel wie Nadeln und verschwanden schließlich in der niedrigen Wolkendecke. Geschmeidig schlängelte sich Tinùviel zwischen den dünnen Baumstämmen hindurch und näherte sich flink dem Waldrand. Geduckt schaute sie sie sich um. Nichts zu sehen, die Luft war rein – so schien es zumindest. Die Wölfin schauderte und sah sich nach ihrer Tochter um. Es behagte ihr nicht den Wald zu verlassen, auf freier Fläche waren sie zu ungeschützt. Trotzdem wollte sie die ferne Stadt erreichen. In den alten, verfallenen Städten war es am einfachsten und – so glaubte sie - auch am wahrscheinlichsten jemanden von ihrer Rasse zu finden. Vielleicht weil die Städte weniger weitläufig waren als die Wälder und Ebenen darum herum. Oder vielleicht auch weil die verwinkelten Straßen und Gassen, so zugewachsen wie sie jetzt nach der langen Abwesenheit der Menschen waren, perfekte Jagdmöglichkeiten boten. Wie auch immer, ihr Ziel war die Stadt und die würden sie nicht erreichen wenn sie ewig im Wald blieben… Also verließ Tinùviel unwillig den schützenden Wald und begab sich auf die freie Ebene vor ihnen. Ihre breiten Pfoten raschelten leise durch das vertrocknete Gras, während sie mit gespitzten Ohren in ausdauerndem Tempo ihr Ziel ansteuerte.
Nach einer Weile begann es leise zu schneien. Große, weiße Flocken schwebten herab und bestäubten das Land um sie herum mit einer dünnen Pulverschicht. Schnee zu dieser Jahreszeit war nicht ungewöhnlich, doch er schmolz oft schon nach wenigen Stunden wieder dahin. Jetzt aber war er höchst willkommen. Die weiße Schicht, so dünn sie auch sein mochte, verlieh ihr und Teleri durch ihr helles Fell einen zusätzlichen Schutz. Es dämmerte bereits als sie die niedrigen Gebäude am Rand der Stadt erreichten. Die alten, seltsam harten Wege der Menschen waren rissig und überwachsen von Moosen, Flechten und hohen Gräsern. Aus einigen Spalten wuchsen Büsche und verkrüppelte Bäume. Zwischen den Gebäuden hing dichter Nebel. Etwas raschelte leise und Tinùviel fuhr zusammen, ein tiefes Knurren entwich ihrer Kehle. Der Geräuschverursacher, eine magere schwarze Katze, sah sie einen Moment durchdringend an, dann flitzte sie davon und verschwand im Nebel. Jetzt war alles still. Unruhig sah sie Wölfin sich um, während sie tiefer in die Stadt eindrang. Langsam wurde ihre schemenhafte Gestalt von den wabernden Nebelmassen verschluckt…
Langsam und mit schweren Schritten bahnte er sich einen Weg durch den dichten Nebel, der sich wie ein hilfloses Junges an seine Mutter, die Stadt, klammerte. Der stete Rhytmus seines Atems und seiner Schritte waren seine einzigen Begleiter. Alleine in einer Stadt der Menschen, die durch den Nebel zum stummen Boten des Todes wurde. Überall wuchsen Bäume, Gräser und Sträucher. Doch alles sah so krank aus. Manche Pflanzen starben gearde, als er an ihnen vorbei ging. Mit dem jedem Schritt den der Rüde tat, sank seine Erwartung, in dieser Stadt etwas Essbares zu finden. Und auch sein kleiner Wunsch nach Gesellschaft wurde dadurch getötet. Schließlich lebten Wölfe nicht an Orten wie diesen. An Orten, an denen alles starb.
Ich hab mich...verlaufen, kam die nüchterne und fast schon gleichgültige Erkenntnis, als er immer tiefer in die Stadt kam, obwohl er die Stadt längst verlassen haben wollte. Er blickte einmal zurück. Die Wege der Menschen waren verzweigt und unübersichtlich.
Ob ich nun zurückgehe oder nicht macht wohl keinen Unterschied mehr. Damit setzte er seinen Weg fort.
Nach unbestimmter Zeit kam er auf eine Lichtung innerhalb der Stadt. Es schien für ihn, als sei er in einer völlig anderen Stadt als zuvor. Der Nebel war so gut wie weg, herrlich grünes Gras bedeckte die gesamte Lichtung, verschiedene Sträucher und Bäume wuchsen wild um und durch die Gebäude der Menschen. Und in der Mitte stand der beeindruckenste Baum, den der Rüde jemals zu Gesicht bekam. Er schien ursprünglich aus drei Bäumen bestanden zu haben, welche Dicht an Dicht nach oben wuchsen. Irgendwann scheinen sich ihre Stämme getroffen zu haben und wuchsen gemeinsam zu einem einzigen Baum. Erst durch die weitreichende Baumkrone viel ihm auch auf, dass es schneite. Durch das dichte Blätterwerk viel um den Baumstamm herum noch kein Schnee. Er vermutete aber, dass mit Anfang der ersten Schneestürme auch dieser Baum nicht standhalten konnte. Aber trotz der augenscheinlich gesunden Vegetation, lebte hier kein Reh, keine Maus, absolut gar nichts. Nicht einmal das Zwitschern der Vögel war zu hören, wie in den Wäldern. Sollten hier nicht ebenfalls Tiere leben?
Gerade als ihm diese Frage durch den Kopf ging, machte er eine Bewegung aus dem Augenwinkel war, die ihn aus seinem Tagtraum zurückholte. Durch den Nebel war seine Sicht stark eingeschränkt und er konnte nicht sehen, was genau dort lag. Seinem mittlerweile knurrenden Magen war es egal, solange man es verschlingen konnte.
Er hatte wirklich mit allem gerechnet. Selbst mit einem weiteren Baum, der vielleicht umgekippt war. Es hätte genauso gut der Schnee sein können, der der Erde entgegen schwebte. Achtsam und nach wie vor mit langsamen Schritten, näherte er sich der Bewegung, schritt durch das Gras und tauchte wieder in den dichteren Nebel ein. Er witterte die Luft. Zwei Wölfe, dem Anschein nach zwei Fähen. Er folgte der Spur, bis er ihre Umrisse ausmachen konnte. "Ihr habt euch nicht gerade die beste Stadt ausgesucht", meinte er zu ihnen. Er wusste, dass man durch den Nebel nur seine Umrisse sah. Genauso wie auch er nur ihre Umrisse sah.
Schnell rannte Exellion durch den Wald, auf der Suche nach Futter oder zumindest etwas was ihn sein Hungergefühl vergessen lässt. Da! Da raschelte etwas in einem Busch. Ein kleiner weißer Hase. Wenigstens etwas. Dachte er sich. Die Dämmerung versteckte ihn gerade zu perfekt vor der Sicht des Hasen und die Lichtverhältnisse taten den Rest. Ein langer Satz, ein kurzes quitschen und Exellion hatte etwas zu fressen. Nicht viel aber genug um die nächsten zwei Tage zu überleben. Nach einiger Zeit rappelte er sich wieder auf. Er musste weiter. Am besten in die Stadt dort würde er einen Unterschlupf finden, der ihn für diese Nacht Obdach spenden würde.
Die Dämmerung neigte sich bereits der Nacht zu und Exellion konnte bereits die Stadt schemenhaft erkennen. Es war nur eine Frage der zeit bis er die Stadt erreichte. doch dann, etwas erregte seine Aufmerksamkeit. In der ferne schien jemand, oder etwas, zu sprechen. Ich sollte mir das mal ansehen. Langsam und in geduckter Haltung schlich sich Exellion an. Es erschienen zwei Schemen der eine Groß aufgerichtet und der andere liegend. Langsam näherte er sich. Das Bild wurde klarer. Es waren... Wölfe!? Fast schon übermütig spurtete er zu ihnen.
,,Unglaublich das sich hier gleich drei Wölfe tref-´´
Da erblicke Exellion ein Jungtier bei der Fähe.
,,Ich bin also auf eine kleine Familie gestoßen. Sehr Interessant. Es ist sehr mutig unmittelbar vor der Zeit der Stürme mit einem Welpen umherzuziehen.´´
Grau. Alles, was die Menschen erschaffen hatten, war grau. Es war keiner dieser natürlichen Grautöne, die sich ohne Aufwand in die Landschaft integrierten. Diese Farbe war ekelerregend, durchzogen von winzigen Partikeln anderer Farben, hell, dunkel, aggressiv. Diese Mauern um sie herrum machten Diff krank. Und trotzdem war sie hier. Hier war es still. So still wie niergendwo sonst. Manchmal brauchte sie einfach diese Ruhe, Ruhe vor der lauten Welt. Der Wald war wunderschön, doch dort war man nicht sicher. Fast alle Tiere fürchteten sich noch immer vor den Städten. Das war ja auch verständlich, hier passierten oft gespenstische Dinge, Gebäude stürzten einfach ein und Flussläufe überschwemmten ohne Vorwarnung. Es war eben die Welt der Menschen, niemand konnte sie einschätzen oder gar kontrollieren.
Neben der kahlen Mauer, die die Fähe skeptisch anstarrte, befand sich ein kleines Waldstück. Doch es war nicht so frei und unbekümmert wie ein normaler Wald. Die Menschen hatten kleine Büsche und Gräser zwischen größere Grasflächen gequetscht und die Bäume standen alle einzeln herum und wirkten auf eine gewisse Art ziemlich einsam. Diff lief ein Stück durch die kränklichen Gebüsche hindurch, bis sie an eine Stelle gelangte, an der die Natur bereits die Oberhand gewonnen hatte. Der wahre Wald began endlich. Die Fähe seufzte beruhigt, die Menschenstraße endete und ihre Pfoten betraten den weichen feuchten Boden, den sie schon vermisst hatte. Sofort stieg ihr der Geruch von Nadeln und Harz in die Nase. Es began zu schneien. Wie in einem Traum lief die Graue fasziniert auf eine kleine Lichtung zu. Ihre Augen fixierten die herabfallenden Kristalle. Sie waren wunderschön. Schnee war das Einzige, was Diff wirklich liebte. Sie trat auf die Lichtung, der Nebel verstärkte sich und kalte Flocken schneiten auf die Nase der Fähe. Jetz schloss sie die Augen und lauschte. Sie hätte schwören können, dass sie hörte, wie der Schnee durch die Luft segelte und auf dem Boden landete. Doch ihr Glück wurde gestört. Langsame Schritte kamen auf der anderen Seite der Lichtung durch die dünne Schneeschicht angestapft. Es musste ein Wolf sein, 4 Fußauftritte folgten einander, wieder und wieder. Und auch die Art, wie der Fuß scheinbar aufgesetzt wurde, stimmte mit dem eines Wolfes überein. Dieser Wolf wurde begleitet von einem zweiten etwas Kleineren. Jetzt öffnete die Fähe ihre Augen. 2 weiße Wölfe schritten langsam auf die Lichtung, einer von ihnen war ein Welpe. Sie liefen in die Stadt hinein. Was sie dort wohl wollten? Diff würde diesen Teil der Stadt nicht als ihr Gebiet bezeichnen, doch in den letzten Wochen war sie immer wieder hierher zurückgekehrt. Bisher hatte sie nie andere Wölfe gesehen. Diese Beiden schienen auf der Suche nach etwas zu sein. Langsam und mit einigem Abstand folgte Diff ihnen. Falls sie ihren Ruheort stören wollten, würde sie die Fremden verscheuchen müssen. Obwohl die Fähe eigentlich ziemlich einsam war und gehofft hatte, dass sie jemanden wie diese 2 finden würde, war sie ihnen gegenüber doch skeptisch. Was wollte der ältere Wolf mit einer Welpe hier in der Stadt? Waren die Beiden sich der Gefahr denn nicht bewusst? Widerwillig führt die Fähe den Gedanken weiter, sie wusste bereits wieder, worauf dies hinauslaufen würde. Falls der Welpe etwas passierte.... Sie kannte sich hier aus. Sie konnte die Beiden nicht allein herumstolpern lassen. Sie musste sie beobachten. Sie folgte ihnen bis in die Stadt hinein. Der Nebel war extrem dicht und Diff drohte die Spur zu verlieren, da zerriss eine Stimme die Stille.
"Ihr habt euch nicht gerade die beste Stadt ausgesucht"
Reflexartig verengten sich die Augen der Grauen. Was sollte das denn bedeuten? Das war ihre Stadt. Was wollte dieser Fremde hier? Und dass er auch noch so tat als würde er sich hier auskennen. Er hatte zwar recht, dies war nicht unbedingt ein geeigneter Ort für eine Welpe. Doch die Stadt war unbewohnt. Außer ihr war hier niemand. Das hatte Diff jedenfalls bis gerade eben noch geglaubt.. Die Graue sah durch den dichten Nebel absolut nichts, deswegen lief sie ein paar Meter weit, bis zu einer Stelle, an der ihr Sichtfeld sich vergrößerte. Hinter einem Gebüsch zwischen 2 Bäumen am Rand der Menschenstraße legte sie sich hin und sah den Fremden lauernd an. Er war gigantisch groß. Seinen Gesichtsausdruck konnte die Fähe nicht ausmachen. Doch falls er auch nur auf die Idee kommen würde, der Welpe irgendetwas anzuhaben, würde Diff ihn aufhalten, auch wenn sie ihre Chancen gegen ihn nicht besonders hochanrechnete. Sie war zwar eine gute Kämpferin mit vielen Jahren Erfahrung, doch gegen einen solchen Koloss konnte sie nur verlieren. Eine weitere Stimme brach durch den Nebel und lies die Fähe erschrecken. Ein weiterer Wolf? Das war unmöglich.. Ein schwarzer Rüde kam auf die andern zu. Die Graue wurde immer unruhiger, doch sie entschloss sich, weiterhin abzuwarten. In dem Glauben, dass niemand sie bemerkt hatte kauerte sie sich dicht an den Boden, während der Schnee weiterhin fiel.
Teleri sang gedanklich vor sich hin. Sie durfte nicht laut singen, das würde ihre Mama nur nerven, und sie war sowieso schon ziemlich angespannt. Dabei war der Wald, den sie durchquerten doch totenstill.. Nur das leise Knacken der Äste, die Zerbrachen, wenn Teleri darauftrat, war zu hören. Eigentlich fand die Weiße es ziemlich blöd, hier in der Gegend herumzuirren, was sollte das den ? Aber sie wollte jetzt nicht sauer sein, also begann sie wieder, an die Melodie zu denken. Die Zeit verging nur langsam, während Teleri und Tinùviel durch den Wald liefen. Sie waren auf den Weg in die Stadt, Tinùviel hoffte wohl, dass sie dort andere Wölfe treffen würden. Teleri fand das ziemlich aufregend, sie hatte noch nie eine Stadt von innen gesehen. Was es da wohl alles zu sehen gab? Die Welpe stellte sich gerade vor, wie viel Spaß sie haben würde, als ihre Mutter plötzlich inne hielt. Es hatte mittlerweile angefangen zu schneien, das hatte die Weiße ja gar nicht mitbekommen. Sie war so in Gedanken verloren gewesen, dass sie beinahme gegen einen Baum gerannt wäre. Jetzt sah sie auf. Vor ihnen lag eine kleine Lichtung, der Nebel war sehr dicht, sobald keine Bäume mehr wuchsen. Teleri fand aber die Schneeflocken fiel interessanter, als diese nichtssagende Leere, und sie begann mit den herabfallenden weißen Dingern zu spielen, gerade wollte sie Lachen, weil ihre Pfoten ganz nass wurden. Doch Tinùviel hatte es wohl eilig, sie erhöhte ihr Lauftempo und die Welpe musste sich beeilen, um mitzukommen. Sie liefen jetzt auf dem Menschenweg. Er war ziemlich kaputt, überall wuchs Gras zwischen dem dunklen Gestein heraus. Die beiden näherten sich immer mehr den riesigen Gebäuden und Teleri wurde mit jedem Schritt aufgeregter. Es sah alles so seltsam und interessant aus hier.. Durch den dichten Nebel konnte man aber leider fast ncihts sehen, da wollte sie wohl jemand ärgern. Doch Teleri fand das gar nicht lustig, sie versuchte, den Nebel wegzupusten, doch auch das half nichts. Sie setzte eine beleidigte Miene auf. Das war gar nicht nett. Hier gefile es ihr vielleicht doch nicht so gut, wie sie gedacht hatte. Gerade, als sie das ihrer Mutter mitteilen wollte, kam ihr jemand mit dem Sprechen zuvor.
"Ihr habt euch nicht gerade die beste Stadt ausgesucht"
Die Weiße riss ihren Kopf herum. Wer hatte da gesprochen?! Sie konnte niemanden sehen. Doch die Stimme war so klar gewesen, der Jemand musste ja hier irgendwo sein.. Sie sah zu Tinùviel. Diese sah in die komplett andere Richtung. OH., dachte die Welpe und lugte nun auch in diese Richtung. Und tatsächlich konnte sie dort einen Umriss erkennen. Doch sie wollte ihren Augen nicht trauen. Diese Gestalt musste fast 3 mal so groß wie sie selbst sein ! So einen Riesen konnte es doch gar nicht geben. Während Teleri immernoch staunte, began noch eine Stimme zu sprechen. Aber sie hörte den Rüden gar nicht. Sie hatte eine andere Entdeckung gemacht.. da lauerte eine graue Fähe am Rande des Weges.. Sie schien jede Bewegung aller Anwesenden aufs genaueste zu Verfolgen. Komisch nur, dass sie nicht herrüberkam. Es war doch alles gut! Teleri und Tinùviel waren in der Stadt und sie hatten sogar ein paar Freunde gefunden! Fröhlich hopste die Welpe 2 Schritte nach vorn.
Bei dem Klang der tiefen Stimme schrak Tinùviel reflexartig ein Stück zurück. Sie hatte nicht bemerkt, dass sich ihnen noch jemand genähert hatte. Sie war zu sehr auf die leichten Schritte der Fähe hinter ihnen konzentriert gewesen. In höchster Aufmerksamkeit sah Tinùviel sich in dem Nebel um und trat gleichzeitig näher zu Teleri um sie vor dem Fremden zu schützen. Als sie die schemenhafte Gestalt des anderen Wolfes entdeckte, schauderte sie. Der Rüde war riesig – und trotzdem noch ein Stück kleiner als der schwarze Rüde der kurz darauf aus dem Nebel trat. Ihre Nackenhaare richteten sich auf und sie hob drohend die Rute, schleuderte ihnen mit ihrer ganzen Körperhaltung Ablehnung entgegen. Bleibt weg von uns! Da hüpfte Teleri an ihr vorbei, unschuldig und naiv wie sie war, und krähte den beiden Fremden fröhlich zu.
"Hallo ihr, ich bin Teleri! Wer seit ihr?"
Zutiefst erschrocken starrte die Weiße ihre Tochter einen Moment nur an, dann machte sie einen Satz nach vorne und warf sich schützend zwischen ihre Tochter und die beiden Rüden. Ein warnendes Knurren drang aus ihrer Kehle. Dann drängte sie Teleri sanft ein Stück zurück, ohne die anderen aus den Augen zu lassen. Misstrauisch musterte sie die beiden großen Wölfe, während sie auf Geräusche von hinten lauschte. Vielleicht war es ein Hinterhalt… die beiden Riesen hier vor ihnen und von hinten schlich sich die bisher ungesehene, aber gehörte Wölfin an. Nervös sah Tinùviel sich um. Mit Teleri zusammen standen die Chancen auf eine Flucht mehr als schlecht… Aber vielleicht könnte sie die beiden zumindest lange genug aufhalten um Teleri einen kleinen, aber entscheidenden Vorteil zu verschaffen. Sie musste nur auf den richtigen Moment warten!
„Was meinst du damit, wir haben uns ‚nicht gerade die beste Stadt’ ausgesucht? Soll das etwa eine Drohung sein?!“
fragte sie angriffslustig, ihre Lefzen hoben sich ein wenig, doch nicht genug um die Reihe scharfer Zähne zu entblößen. Zeige nicht deine Angst!
Tinùviel wusste, dass sie, sollte es zum Kampf mit den beiden Rüden kommen, hoffnungslos unterlegen war. Aber sie wollte ja nicht kämpfen, ja nicht einmal fliehen. Sie wollte nur dass Teleri heil aus der Sache heraus kam! Warum waren sie auch in die verdammte Stadt gegangen? Hektisch wechselte ihr Blick zwischen den beiden Rüden hin und her. Eines ihrer Ohren war nach hinten gerichtet und lauschte auf den dritten Wolf, doch die Weiße konnte keine Schritte mehr hören…
Genki erwachte zum vertrauten Geruch von Moder und Ratten. Fette, quiekende Wesen die sich von ihrer Anwesenheit nicht beeindrucken ließen aber bei der kleinsten Bewegung die Flucht ergriffen. Die Fähe erhob sich und sofort verschwanden die Nager durch ein Rohr in der Wand. Angewidert verzog sie die Lefzen. Sie hasste die Biester doch es war die einzige Beute die ihr sicher war. Jeden Tag aufs Neue in dem Tunnelsystem unter der Stadt. Die Stadt selbst war riesig und obwohl sie seit über einem Jahr hier lebte fand die Fähe immer wieder neue Orte. Doch diese dunklen Wege gehörten ihr. Einige Knochen knackten unter ihrem Pfoten. Ansonsten bewegte sie sich lautlos durch den Abfall der sich auf dem Boden angesammelt hatte. Sie sprang von der kleinen Erhebung in eine Art Flussbett dessen Boden mit groben Steinen bedeckt war.
An der nächsten Kreuzung links.
Sie folgte den Metallbänder , trat dabei nur auf die Holzbretter die dazwischen aufgelegt waren. Unzählige solcher Wege schlängelten sich durch die Gänge. Es hatte eine Weile gedauert bis sie die kleinen Unterschiede erkannte. Die Fähe hob den Kopf um den Luftzug zu testen.
Hier. Und dann…
Sie sprang auf die Erhebung zu ihrer linken suchte das breite Loch in der Wand und begann den Aufstieg. Hier wurde der Luftzug stärker und wehte ihr braune Blätter entgegen. Er Rüttelte und heulte und hatte doch keine Chance gegen den dichten Nebel der sich in den Häuserschluchten sammelte. Sie ging nur selten nach draußen, doch sie konnte beim besten Willen keine Ratten mehr sehn. Mit etwas Glück würde sie hier andere Beute finden.
„Was meinst du damit, wir haben uns ‚nicht gerade die beste Stadt’ ausgesucht? Soll das etwa eine Drohung sein?!“
Der Rüde blinzelte mehrmals überrascht und konnte es sich nicht verkneifen zu lachen. Zudem wurden Sie bereits von zwei weiteren Wölfen entdeckt. Eine weitere Fähe, ein Rüde. Er spürte keine Gefahr von ihnen ausgehen. Sein tiefes Lachen schallte von den hohen Gebäuden der Stadt wider und erzeugte ein Echo, dass durch die ganze Stadt zu hören war. Eine angespannte Mutter und ihr naives Kind. Bei dieser Teleri hätte wohl auch er blanke Nerven gehabt. Als sein Lachen langsam verebbte, sammelte er sich wieder.
"Ja, man könnte es als Drohung auffassen. Als Drohung zum verhungern. Ich bin seit vielen Tagen bereits in dieser Stadt und mir ist nicht ein nennenswertes Tier untergekommen, von dem man sich hätte nähren können. Diese Stadt mag von der Natur teilweise zurückgeholt worden sein, doch die Tiere meiden Sie noch immer."
Während er sprach trat er aus dem Nebel heraus um zu sehen und gesehen zu werden. Schließlich stand er vor der Mutter von Teleri. Die Ablehung in ihrer Körperhaltung tat ihm ein wenig weh, da sie ihn an andere Rudel erinnerte, die ihn ablehnten.
"Mein Name...ist Vivir. Und ob ihr mir glaubt oder nicht, aber ich habe keine Lust auf einen Kampf, bei dem ein Welpe seine Mutter verliert."
Er drehte leicht den Kopf zur Seite, schloss die Augen und grinste leicht, wobei seine ungewöhnlich harten Zähne sichtbar wurden.
"Ich kenne weder die Fähe noch den Rüden, aber von keinem der beiden geht wirklich eine Gefahr aus. Teleri ist noch sicher."
Auch wenn er versuchte, sich harmlos zu geben und jegliche mögliche Gefahr in den Augen der Mutter zu beseitigen, so merkte er doch, dass er recht provokant klang und hoffte, dass keiner der beiden ihm dazwischen funken würde.
Schweigend folgte Lazy Exellion durch den lichten Wald. Sie waren seit Tagen unterwegs, und hatten keinen einzigen ihrer Artgenossen zu sehen bekommen. Und die kleine Fähe glaubte nicht wirklich dass sie hier auf weitere Wölfe treffen würden, geschweige denn auf größere Beute. Sie folgte ihrem Gefährten auf sicherem Abstand. Beide waren erschöpft, und sicher war der Rüde gereizt von der langen Strecke die sie hinter sich hatten. Diese Gegend behagte Lazy überhaupt nicht. Der Wald war zwar licht, doch die Schatten die sich auf der grauen Landschaft breit gemacht hatten, hatten etwas Bedrohliches an sich. Lazy zuckte zusammen, als ein leises Rascheln aus einem nahen Busch erklang. Exellion sprang bereits los. Lazy setzte sich hin und wartete bis der Rüde den kleinen Hasen verzehrt hatte. Sie selbst hatte schon am Morgen einen unachtsamen Vogel getötet, und war nicht allzu hungrig. Als Exellion sich wortlos aufrichtete und weiterging stand lazy auf und blickte ihm nach. Sie schüttelte leicht den Kopf, senkte ihn dann und trabte ihrem Gefährten nach. Wie lange waren sie schon umhergeirrt? Ohne eine richtige Mahlzeit, ohne einen anderen Warg zu Gesicht zu bekommen, ohne die Wärme eines Rudels in den kalten, stürmischen Nächten. Eine Schneeflocke landete auf Lazys Schnauze. Das bisschen Weiß schmolz sofort, und doch stimmte es die kleine Fähe traurig. Bevor der Schnee anfing liegen zu bleiben mussten sie ein Rudel finden, sonst würde die Zeit der dauernden Kälte sehr hart werden. In ihre Gedanken vertieft bemerkte Lazy die Stadt erst, als die Hochhäuser dunkel und bedrohlich vor den beiden Warg in den Himmel ragten. Vermutlich wollte Exellion dort nach einem Unterschlupf suchen. Gerade wollte sie den Rüden danach fragen, da hörte sie, durch den dichten Nebel der die Stadt umgab, leise Stimmen. Exellion musste sie ebenfalls gehört haben, denn er hatte die Richtung geändert, und ging jetzt, leicht geduckt, in die Richtung aus der die Stimmen drangen. Lazy war nicht wohl bei der Sache, doch sie vertraute ihrem Gefährten und folgte ihm geräuschlos. Bald bildeten sich aus dem Nebel Schemen ab. Lazys Herz machte einen Hüpfer. Es waren Wölfe! Sie erschrak, als Exellion plötzlich zu rennen begann. Was, wenn die Warg ihnen nicht wohlgesinnt waren? Hin- und hergerissen zwischen dem Wunsch, in Deckung zu bleiben und abzuwarten, und dem Drang ihren Gefährten nicht allein zu lassen, entschied Lazy sich schließlich, ihm zu folgen. Exellion war bereits bei den drei Warg angekommen. Die Kleine blieb einige Schritte abseits stehen, und beobachtete die Szenerie. Ein großer Rüde stand gegenüber einer weißen Fähe und - Lazy riss erschrocken die Augen auf - einem ebenso weißen Welpen. Etwas abseits stand eine Graue Fähe und beobachtete ebenfalls das Geschehen. Offenbar war bereits ein Gespräch entstanden, denn als Lazy hinter Exellion zum Stehen kam, sagte der große Rüde gerade:
"Mein Name...ist Vivir. Und ob ihr mir glaubt oder nicht, aber ich habe keine Lust auf einen Kampf, bei dem ein Welpe seine Mutter verliert."
Lazy kniff die Augen zusammen, als der Rüde zu grinsen begann.
"Ich kenne weder die Fähe noch den Rüden, aber von keinem der beiden geht wirklich eine Gefahr aus. Teleri ist noch sicher."
Teleri? Ist das der Name des Welpen? Und wenn ja, was will der damit sagen, sie ist nicht in Gefahr? Besonders friedfertig klingen seine Worte nicht! Wundern würde es mich nicht, wenn die Mutter ihm nicht traut.
Lazy trat noch einige Schritte vor, bis sie neben Exellion stand, und sah ihren Gefährten unschlüssig an. Einzugreifen wäre unklug gewesen. Noch war ja nichts geschehen, und einen Kampf anzufangen, nur wegen ein paar Worten, die in einem unangenehmen Ton wiedergegeben wurden, wäre leicht übertrieben gewesen. Das klügste wäre wohl, die Antwort der Mutter abzuwarten. Doch nach einem Blick auf die hochgezogenen Lefzen der Fähe bezweifelte Lazy, dass deren Antwort besonders Streitschlichtend ausfallen würde. Also stand Lazy still neben ihrem Gefährten und wartete, während die kleinen weißen Flocken unaufhaltsam auf die graue Stadt schwebten, sofort wieder schmolzen, nur um kurz darauf von anderen ersetz zu werden. Es würde nichtmehr lange dauern, und sie würden liegen bleiben.
Fast schon amüsiert über diese nun doch etwas groteske Situation musste Exellion nun einfach lachen. Dabei musste er unweigelich seine noch blutverschmierten Fangreihen entblößen
,,Ich kann dir versichern weder ich noch meine Gefährtin sind an einem Kampf interessiert. Dazu haben wir nicht die Kraft. Ausserdem glaube ich uns gegenseitig zu töten wäre das mit abstandt dümmste was wir nun tun können. Die Zeit der Stürme naht und wir sind ,so wie ich das sehe, alle allein unterwegs. Und...´´
Exellion blickte in die Richtung aus der gerade noch die Geräusche kamen.
,,... zudem glaube ich das wir nicht ganz allein sind.´´
Langsam schlich Exellion in dir Richtung in die er blickte. Irgendwo dort musste sich jemand ,oder etwas, verbergen. Da, das leise Atmen eines Lebewesens ereichte Exellion Ohren. Er machte einen langen Satz und landete kurz vor einem weiterem Wolf.
,,Na? Warum gesselts du nicht nicht direkt zu uns?´´
Während er die sagte umspielte ein fast schon verrücktes lächeln seine Leftzen. Wiedereinmal zeigten sich seine blutigen Fänge. In erwartung eines Angriffs verstummte Exellion und machte sich bereit zu einem Konter.